Pummel’s Blick in die Ferne

Pummel sitzt in den letzten Tagen oft und lange auf dem Küchentisch und lässt ihren Blick sehnsüchtig und sehr nachdenklich in die Ferne schweifen. Was ist los? „Es ist kalt und nass“, mauzt sie, als würde sie sich gestört fühlen in ihren Gedanken. „Du hast Recht, es ist kalt und nass, und das ist für diese Jahreszeit doch eigentlich nicht normal“, versuche ich sie zu einer Reaktion anzuregen.

„Das Wetter ist mir ziemlich egal, aber ich mache mir Sorgen!“ – „Du machst Dir Sorgen? Warum?“

Nach kurzem Nachdenken legt Pummel los: „Ist Dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass Eurer Nachwuchs – also die künftigen Dosenöfner – sich kaum noch bewegt. Viele von Euren Kiddys können nicht schwimmen oder geradeaus laufen. Die sitzen nur noch vor diesen viereckigen kleinen Kisten und bewegen nur noch die Daumen. Länger als ein paar Minuten konzentrieren können die sich schon lange nicht mehr.“ – Da bleibt mir nur noch zuzustimmen.

„Ein kluger Dosenöffner, die gibt es leider selten, hat vor langer Zeit mal gesagt, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper wohnt! Merkste was?“ – Ja, Pummel hat tatsächlich ein ziemliches universelles Wissen. Das kann sie aber nicht von der regelmäßigen 20-Uhr-Tagesschau haben, sondern nur durch Nachdenken. Mir bleibt nur eine gewisse, unsichere Zustimmung zu murmeln.

„Wenn die kleinen Dosenöffner sich nicht bewegen, Sport treiben oder ihren Denkapparat anstrengen, dann wird ihr Körper krank. Sie können keine Mäuse mehr fangen oder eine Dose öffnen. Sie wissen nicht einmal, was eine Maus ist, denn sie können auch keine längeren Sätze im Lexikon verstehen. Sie wissen ja auch nicht, was ein Lexikon ist.“ – Wenn ich Pummel’s Gedankengang versuche nachzuvollziehen, dann könnte sie Recht haben.

„Frage mal Deinen Professor Lesch in Deinem Guckkasten. Der wird Dir bestätigen, dass die Dosenöffner sich langsam zurück entwickeln. Nicht nur der Körper verändert sich, auch das Wissen und die Intelligenz der jungen Dösenöffner entwickelt sich zurück. Viele können doch jetzt schon nicht mehr bis drei zählen!“ – Meinen Einwand, dass die letzten Jahre auch nicht gerade einfach waren und insbesondere die Kinder unter den Verhältnissen leiden mussten, lässt sie nicht gelten: „Jedes denkende Wesen auf diesem Planeten tut alles, damit es seinen Nachkommen gut geht, auch wenn es dabei Einbußen für sich selbst hinnehmen muss!“

„Ja, so ist es eigentlich in der Natur eingerichtet“, versuche ich ihr Recht zu geben, aber sie unterbricht mich sofort: „Und? Fühlt Ihr Euch noch als Teil der Natur? Oder denkt Ihr Dosenöffner Ihr steht über den Dingen und seid nicht Teil der Natur? Na, sag schon!“

Da fehlen mir die Worte, aber Pummel kommt zur Sache: „Ein gesunder Egoismus ist wichtig, auch bei uns gesunden Fellnasen. Wer soll denn in 20 oder 30 Jahren unsere Dosen öffnen, wenn die Dosenöffner nicht mal mehr wissen, wie man einen Kühlschrank füllt, ohne einen Pizza-Dienst zu fragen. Zum fangen von leckeren Mäusen braucht Ihr ja jetzt schon unsere Hilfe. Ich mache mir echte Sorgen“.

Das war der Punkt! Bei Pummel hat alles einen realen Bezug zu ihrem eigenen Leben. Und, tatsächlich, sie lebt nicht nur im Hier, Jetzt und Heute. Manchmal denke ich, sie kann wirklich auch abstrakt und vorausschauend denken. Ich z.B. würde heute kleine Bäumchen pflanzen, obwohl ich genau weiß, dass ich nie in deren Schatten sitzen werde.

Pummel sieht mich streng an: „Nun lenkt nicht schon wieder ab!“