
Jetzt wirbt Radio Bremen schon seit einiger Zeit mit dem Slogan „Soundtrack meines Lebens“. Das ist originell. Tatsächlich aber begleitet mich Radio Bremen bereits ein Leben lang, schon von frühester Kindheit an. Mit 6 habe ich ein kleines Zwei-Transitor-Taschenradio mit Mittelwelle und Aufsteckantenne zu Weihnachten bekommen. Mein Vater hatte es wohl vorher schon einige Tage mit Begeisterung ausprobiert. Das tat der Freude keinen Abbruch.
Von dem Zeitpunkt an begleitete mich das kleine Ding den ganzen Tag und auch noch abends unter der Bettdecke. Morgens konnte ich den Schulfunk oder das „Hafenkonzert“ kaum erwarten – „Quackenbalge 17“ mit Gretchen Plietsch und Krawatuke oder auch die „Geschichten aus dem alten Bremen“ waren Höhepunkte des Morgens. Ich erinnere mich auch an den Kinder-Suchdienst am Morgen, ca. 15 Jahre nach dem Krieg.
Fixpunkte des Tages waren auch die „Umschau am Mittag“ („Im Fischereihafen werden die Gänge … benötigt!“) und die „Umschau am Abend“. Es wurde sogar oft aus Findorff, meinem Stadtteil, berichtet z.B. über einen Kanarienvogel-Züchter, der gleich um die Ecke wohnte. Die große, weite Welt im Radio hat mich immer schwer beeindruckt.
Die niederdeutschen Hörspiele am Montag und auch der „Krimi am Donnerstag“ sowie das „Wunschkonzert“ am Sonntag Nachmittag waren weitere Höhepunkte in meinem ganz persönlichen Radioerlebnis. „Wir wünschen Euch ein schönes Wochenende“ (waren das die PeHeiRos?) und das Wochenende begann am Sonnabend nach der Schule.
Natürlich habe ich die 22 Uhr-Nachrichten-Sendung nicht vergessen, anschließen immer zwei Kommentare oder Berichte zur Weltpolitik. H.G.Ö. (Hans-Günther Österreich) läutete dann mit seiner „Cocktailbar“ für mich die Nacht ein.
Ein Höhepunkt in dieser Zeit: Hinnerk Heidschnuck strickt die Masche des Monats, und am Spinnrad das „Gänselieschen“ – Ich habe diese Sendung geliebt und nie verpasst. Auch den „Gesprächen im Tabakskollegium“ habe ich gern gelauscht
Den unvergessenen Christian Günther habe ich schon sehr früh für mich entdeckt. Etwa zu der Zeit als der „Beatclub“ im Fernsehen erschien, brachte er die Musik für junge Leute ins Radio. „Hitline International“ mittags, eine Zeit als ich die BRAVO-Hitparade in- und auswendig kannte. Später dann noch „Sweetles für Beatles“, „Lost and Found“ und so weiter. Montags noch Günther Bollhagen und „Anne’s Annoncen“, „Monsieur Mague’s Masche“ unvergessen. In den späten 70ern tauchten dann K.H.C. (Karl-Heinz Calenberg, leider viel zu früh verstorben) und Monika Kluth am Sonnabend Vormittag auf. Beste Unterhaltung. Unvergessen sind seine Interviews mit Werder’s König Otto. Ich hätte gern mal einen „Bremer Kaffeepott“ gewonnen.
In den 80ern gab es den „Bremer Container“ auf Reisen durch die Region mit Publikum und dann auch Bremen 3 und Bremen 4. Irgendwann starb die gute alte „Hansawelle“ und auch die Mittelwelle. Geboren wurde da „Bremen Eins“, so wie wir es jetzt kennen. Aus Bremen Zwei wurde für kurze Zeit „Nordwest-Radio“, um dann wieder Bremen Zwei zu werden – ich schalte desöfteren ein.
Mein Leib und Magen-Sender ist aber Bremen Eins, so wie wir es heute kennen über UKW und DAB+. Auf meinem Küchenradio ist die Taste bereits ein wenig festgerostet, was mich aber überhaupt nicht stört.
Ich denke mal, dass ich den „Beatclub“ nicht mehr erwähnen muss. Es versteht sich von selbst, dass ich „Musiktester“ und „Meinungsmelder“ bin und auch manchmal Grüße bei „Grüße und Musik“ verschicke. Ich hätte zwar gern das gute, alte Dampfradio aus den 60ern zurück, weniger Formatradio und mehr Wortanteil, aber die Begleitung durch den Tag stimmt. Die Moderatorinnen und Moderatoren gehören fast zur Familie. Ich will niemanden herausheben, aber wenn Katharina Guleikoff und Jens-Uwe Krause (JUK) morgens ihren spritzigen Humor verbreiten, kann der Tag kommen. Gleiches gilt für Dirk Böhling („Mister Radio Bremen“).
Unbedingt erwähnen muss ich hier die „Plattdeutschen Nachrichten“, wochentags um halb 11. Danach ist die Welt wieder rund und das aktuelle Geschehen ist leicht verständlich erklärt. Man muss natürlich „Platt“ verstehen. Ich würde mir mehr davon im Programm wünschen.
Hin und wieder schalte ich mal zu NDR 1 Niedersachsen rüber. Auch dort wird gutes Program gemacht. Aber mit Bremen Eins bin ich „näher dran“. Das hat natürlich damit zu tun, dass ich als geborener, alter Bremer jetzt in Bremens Nachbarschaft, in Grasberg, lebe und stolz auf meine Heimatstadt bin.
Eines möchte ich noch anmerken: warum werden die Musik-Playlisten so selten mal wirklich ausgewechselt? Es sind bis auf wenige Neulinge immer die gleichen Titel in der Rotation. Es gab doch nun wirklich viel mehr tolle Musiktitel in den 70er, 80er und 90er Jahren als nur die üblichen 100 in der Rotation. – Aber das nur als kleine Anregung, denn im Grunde bin ich mit Bremen Eins rundum zufrieden. Wenn es nur die vielen, kleinen Format-Radios über DAB+ gäbe, dann hätte ich richtig Heimweh in die 60er und 70er Jahre.
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